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Im Herbst des Wendejahrs 1989 tritt eine unscheinbare junge Frau aus einer wissenschaftlichen Karriere im SED-Staat aus und - kurz vor der Wiedervereinigung - in eine politische Karriere ein.
Nur vier Monate später ist sie stellvertretende Regierungssprecherin der letzten DDR-Regierung, kaum vierzehn Monate später Bundesministerin und nach weiteren zehn Monaten stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU.
In zwei Jahren hat sie damit erreicht, wofür andere Jahrzehnte brauchen.

Zwei ausgebrannte Raketenstufen lagen schon damals, Ende 1991, am Rand ihrer Flugbahn: Wolfgang Schnur, erster Vorsitzender der Partei Demokratischer Aufbruch, und Lothar de Maizière, letzter Ministerpräsident der DDR. Beide sind Figuren aus dem zwielichtigen Umfeld ihres Vaters.

Noch viele weitere ausgebrannte Raketenstufen sollten folgen. Helmut Kohl ist die vielleicht bekannteste, die CDU/CSU die bedeutendste.

Bereits im Jahr 1991 macht Angela Merkel, von der hier die Rede ist, zu ihrem Leben in der DDR und der Rolle ihres Vaters, einem Pfarrer mit großer Nähe zum DDR-Regime, in entscheidenden Punkten erwiesenermaßen falsche Angaben. Am 15. September 1991 ist in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ein Satz von ihr zu lesen, anhand dessen sich das "System Merkel" bestens erklären lässt:

"Ich selbst war während meines Studiums einmal Kulturreferentin in der FDJ und habe mich um die Bestellung von Theaterkarten gekümmert."
Angela Merkel, zitiert in der Biographie von Gerd Langguth auf Seite 85.

In einem harmlosen Satz, der höchstwahrscheinlich mit unauffälliger Miene gesprochen wurde, sind hinter einer kleine Beichte drei große Lügen versteckt. So dass der arglose Leser gar nicht umhinkommt, dieser aufrichtigen Frau ihre kleine und einmalige Jugendsünde zu vergeben. Nun hat sie es ja freiwillig gebeichtet und die Wahrheit hinter diesen Worten wird gar nicht erst gesucht:

1. Merkel war nie "Kulturreferentin", "Kulturbeauftragte" oder "Sekretärin für Kultur", denn diese Funktionen gab es in der FDJ gar nicht. Ihre Stellenbezeichnung lautete nach zuverlässigen Angaben ihrer ehemaligen Genossen am Institut "FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda" und diese Funktion gab es in der FDJ auch tatsächlich.

2. Merkel war nicht während ihres Studiums FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda, sondern während ihrer Zeit als Wissenschaftlerin im Zentralinstitut für Physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften. Dort lag das Höchstalter für die Mitgliedschaft bei 30 Jahren, statt der sonst üblichen 25 Jahre.

3. Merkel hat sich in dieser Funktion nicht nur um Theaterkarten gekümmert, sondern auch um die Indoktrination und Linientreue ihrer jungen Kollegen im Sinne der Staatsdoktrin von Marx und Lenin. Ihr Ruf als Pfarrerstochter und Physikerin, die "in der FDJ mitmacht", drang selbst zum damaligen Ersten Sekretärs des Zentralrates der FDJ, Stellvertreter und Nachfolger von Erich Honecker, Genosse Egon Krenz, vor, als er in den achtziger Jahren an einer FDJ-Delegiertenversammlung an der Akademie der Wissenschaften teilnahm.

Die unzweideutige Antwort auf die Frage nach ihrer tatsächlichen damaligen Funktion gibt Merkel in einem Interview mit dem Magazin Stern im Jahr 2013, das auf den Webseiten der Bundesregierung noch heute nachgelesen werden kann:


"Ich habe ja immer wieder und auch durchaus gerne über mein Leben in der DDR erzählt, am ausführlichsten vielleicht in einem Interviewbuch mit dem Journalisten Hugo Müller-Vogg, 2004, noch bevor ich Bundeskanzlerin wurde. Was ich damals zum Beispiel zu meiner Zeit in der FDJ geantwortet habe, gilt auch heute noch. Neues habe ich da nicht beizusteuern."

Auch nachdem jedem, der sich mit Angela Merkel ernsthaft beschäftigt, sonnenklar ist, dass sie FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda war, bleibt Merkel also ihrer alten Lüge treu. Die kurpfälzische Frohnatur Hugo Müller-Vogg hatte Merkel in jenem Interview des Jahres 2004 so weit eingeseift, dass er nachfragte, ob sie damals mit ihrer Kulturarbeit das "System mit den eigenen Mitteln schlagen wollte" ...

Dies lässt sich ohne offenen Skandal nur durchhalten, weil sich Merkel aus den vier Vertrauensreservoirs schamlos bedienen kann, auf die sich ihre öffentliche Rolle als Kanzlerin gründet: Protestantismus, Wissenschaftlichkeit, Weiblichkeit und ostdeutsche, kryptoppositionelle Herkunft.

In den Jahrzehnten nach 1989 erzählt sie immer wieder dieselben Geschichten. Geschichten, die oft ungeprüft Einzug in ihre Biographien finden. Geschichten, die sie als jemand darstellen, der in der DDR jahrelang im Widerspruch zum System stand und die Werte der Bundesrepublik mit großer Leidenschaft teilte. Sie war 1980 natürlich für den NATO-Doppelbeschluss und sie war schon immer eine Anhängerin der Marktwirtschaft. Und ohne Zweifel war 1973 ihr Studium in Gefahr und immer wieder dachte sie an Ausreise, während sie Gerhard Löwenthal im Westfernsehen lauschte.

Nur pflegte sie diese Leidenschaft so erstaunlich heimlich, still und leise, dass sie ihre Karriere an der Elite-Akademie der DDR unbekümmert fortsetzen konnte und 1986 als alleinstehende junge Frau in die Bundesrepublik reisen durfte. Eine Reise, die in seltsamem Widerspruch zum Vorwurf der "politisch-ideologischen Diversion" steht, der angeblich in einem Stasi-Bericht aus dem Jahr 1984 gegen sie erhoben wird, wie bei Evelyn Roll auf Seite 93 nachzulesen ist.

Was "ideologische Diversion" in der DDR bedeutete, erläuterte Markus Wolf, über Jahrzehnte eine Leitfigur des sozialistischen Repressionsapparates, 1990 im Interview mit Günther Gaus: Damit wurden Andersdenkende gebrandmarkt, die der Staat nach Belieben kriminalisierte. Wäre dieser Vorwurf auch nur annähernd stichhaltig gewesen, hätte es keine Westreise gegeben und das Institut hätte sich kalt lächelnd von Frau Dr. Merkel verabschiedet. Da Merkel die Veröffentlichung ihrer Stasi-Akten seit Jahrzehnten blockiert, lässt sich der Vorwurf natürlich nicht abschließend prüfen.

Ihr politischer Aufstieg setzte sich in der christlich-konservativen Partei CDU unaufhaltsam fort. Einer Partei, die nach Einschätzung vieler ihrer Bekannten und Freunde aus DDR-Zeiten gar nicht zu ihrer tatsächlichen politischen Einstellung passte. Unisono wird ihre politische Einstellung in den achtziger Jahren als ökosozialistisch eingeordnet. Damit hätte sie nach der Wende viel besser zu den Grünen gepasst als zur CDU - nur waren die Grünen 1990 noch fern von der Macht. Der starrköpfiger Widerstand gegen die deutsche Einheit und das Versäumnis eines gemeinsamen Bündnisses mit den ostdeuschen Ökosozialisten führte nach der Bundestagswahl 1990 sogar zum Ausscheiden der Grünen aus dem deutschen Bundestag.

Schon in den frühen neunziger Jahren knüpft Merkel von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt freundschaftliche Verbindungen zu Galionsfiguren des linken politischen Spektrums Westdeutschlands wie der Feministin Alice Schwarzer und dem Filmregisseur und RAF-Sympathisanten Volker Schlöndorff. Davon liest man in den drei wichtigsten Biographien fast nichts: Bei Roll wird Schlöndorff ein einziges Mal am Rande erwähnt, bei Langguth findet nur Alice Schwarzer zwei beiläufige Erwähunngen und bei Boysen fehlen beide. Nicht Merkel, sondern Schwarzer und Schlöndorff machen diese Verbindungen später öffentlich bekannt.

Seit 1993 mit Merkel befreundet: Regisseur und RAF-Sympathisant Volker Schlöndorff
Foto: JCS / Lizenz: CC-BY-SA-3.0 / GFDL


Seit 1991 mit Merkel in Kontakt: Feministin Alice Schwarzer
Foto: Michael Lucan, Lizenz: CC-BY 3.0

Und siehe da: In ihrer zweiten Amtszeit beginnt mit dem abrupten Wiederausstieg aus der Atomenergie, kaum ein halbes Jahr nachdem sie den Wiedereinstieg beschlossen hatte, die immer weiter fortschreitende Annäherung der CDU an die Grüne Partei. Schon 2011 wird in Stuttgart die erste schwarz-grüne Landesregierung etabliert. Angeführt vom ehemaligen KBW-Kommunisten Winfried Kretschmann.

Zehn Jahre später ist die politische Landschaft rechts der Mitte bis auf einen stramm aufgeschossenen AfD-Kaktus ausgetrocknet, die CDU ihrer Werte und Millionen bürgerlicher Wähler ihrer angestammten Partei beraubt. Die Grünen setzen, medial von den mit Milliarden zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Sendern gestützt, die politischen Themen.

Im Windschatten der Corona-Krise vollendet Merkel, entgegen ihrem Versprechen vom Juni 2012 ("Keine Eurobonds so lange ich lebe!") die Schulden- und Transfer-Union, die Deutschland verfassungswidrig dazu verdonnert, dauerhaft für die Schulden notorischer Pleiteländer aufzukommen. Gleichzeitig steigen die deutschen EU-Beiträge kräftig an, nachdem sich die Briten, nicht zuletzt wegen Merkels Alleingang bei der Migrationspolitik 2015, aus der EU verabschiedet haben.

Nach wie vor sind Deutschlands Grenzen für Migranten aller Herren Länder offen, obwohl im Zuge der Corona-Krise die Kontrollierbarkeit derselben, entgegen Merkels falschen Worten, nachgewiesen wurde. Das einst eng definierte Aslyrecht ist dank der normativen Kraft des Faktischen von "Wir schaffen das!" als universelles Einwanderungsrecht für jedermann etabliert. Die Kosten der illegalen Migration übersteigen schon längst die Ausgaben für die Verteidigung und werden in absehbarer Zeit die Sozialsysteme sprengen.

An wichtigen und zentralen Schaltstellen der Macht - in der Bundesbank, dem Bundesverfassungsgericht und den Geheimdiensten - hat Merkel seit Langem ihre Günstlinge installiert. Damit ist die Gewaltenteilung faktisch aufgehoben und eine Fortsetzung der fatalen Entwicklung ist auch nach Merkels Abgang gewährleistet.

Schmierfett des Niedergangs ist das nach der Finanzkrise und der Pleite Griechenlands in bizarren Summen erzeugte Geld der Europäischen Zentralbank, das entgegen deren Statuten nahezu bedingungslos ausgehändigt wird und so die substanzlose Papiergeldblase fortwährend weiter aufbläst. Damit werden die Bürger bei Laune gehalten.

Am Ende der Ära Merkel steht ein Deutschland, dessen wirtschaftliche Auszehrung, beschnittene Grundrechte und politisch-mediale Gleichschaltung fatal an jenes staatliche Gebilde erinnert, aus dessen Kälte diese Frau vor über dreißig Jahren kam.

Datum: 12.07.2021 / Gerold Keefer

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